Familie & Jugend

„Plätze. Personal. Finanzen.“ Bedarfsorientierte Vorausberechnungen für die Kindertages- und Grundschulbetreuung bis 2030 des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund (DJI/TU Dortmund)

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat der Geschäftsstelle die neue Vorausberechnung des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund für die Plätze und das Personal für den Bereich der Kindertagesbetreuung (zunächst nur für den Bereich bis zum Schuleintritt) bis zum Jahr 2030 übersandt.

 Als zentrale Botschaften aus den Vorausberechnungen zu den Platz- und Personalbedarfen, welche sich ausschließlich auf die Bedarfsdeckung aufgrund der Rechtsansprüche für Kinder vor dem Schuleintritt beziehen, lassen sich folgende Botschaften festhalten:

1. Mindestens bis zum Jahr 2025 werden in Westdeutschland weiterhin erhebliche Anstrengungen unternommen werden müssen, um sowohl den Platz- als auch den Personalbedarf decken zu können.

2. In Ostdeutschland hat bereits eine neue Phase begonnen, bei der sich rechnerisch – im Durchschnitt, nicht aber überall vor Ort – kein nennenswerter ungedeckter Platzbedarf mehr zeigt.

3. In Westdeutschland ist davon auszugehen, dass mit dem Ziel der zeitnahen Bedarfsdeckung noch für einige Jahre ein massiv anhaltender Ausbaubedarf besteht, der sowohl für die unter 3-Jährigen als auch die Kinder zwischen 3 Jahren und dem Schuleintritt Mitte des Jahrzehnts seinen Höchststand erreichen wird, um anschließend wieder leicht zurückzugehen.

4. Für die Kinder unter 3 Jahren werden in Westdeutschland im Vergleich zum Ausgangsjahr 2019 in der Zeit bis zum Jahr 2025 voraussichtlich noch zwischen 281.500 und 350.800 zusätzliche Plätze benötigt. Bis zum Jahr 2030 geht dieser Platzbedarf um zwischen 37.900 und 41.100 Plätze wieder leicht zurück.

5. Für die Kinder zwischen 3 Jahren und dem Schuleintritt werden in Westdeutschland bis zum Jahr 2025 voraussichtlich noch zwischen 180.300 und 278.800 zusätzliche Plätze benötigt. Dieser Bedarf geht jedoch ebenfalls nach 2025 bis 2030 um zwischen 52.100 und 54.800 Plätze zurück.

6. Für beide Altersgruppen ergibt sich damit in Westdeutschland ein zusätzlicher Platzbedarf bis 2025 von zusammen zwischen 461.900 und 629.600 zusätzlichen Plätzen, der bis 2030 um zwischen 90.000 und 95.900 Plätze zurückgeht. Mit anderen Worten: Es müssten demnach in den Jahren bis 2025 vermutlich mehr als 500.000 Plätze geschaffen werden, von denen aber knapp jeder fünfte Platz nur vorübergehend benötigt wird.

7. Zur Deckung des Personalbedarfs aufgrund des erhöhten Platzbedarfs für unter 3-Jährige werden in Westdeutschland bis zum Jahr 2025 zwischen 91.100 und 113.300 zusätzliche Personen benötigt. Anschließend geht dieser Personalbedarf aufgrund der demografischen Entwicklungen bis 2030 um zwischen 12.200 und 13.300 Personen zurück, sodass am Ende des Jahrzehnts im Vergleich zu 2019 rund 80.000 bis 100.000 Personen zusätzlich benötigt werden.

8. Zur Sicherung des Platzbedarfs für die Kinder zwischen 3 Jahren und dem Schuleintritt wird in Westdeutschland bis 2025 mit einem Personalbedarf zwischen 27.600 und 42.400 Personen zusätzlich gerechnet. Anschließend geht dieser bis 2030 um zwischen 7.800 und 8.200 Personen zurück.

9. Bis zum Jahr 2025 würden in Westdeutschland bis zu etwa 60.700 Personen das Arbeitsfeld Kita altersbedingt oder aus anderen Gründen dauerhaft verlassen. Bis zum Jahr 2030 steigt deren Anzahl weiter auf bis zu 117.700 Personen, die ersetzt werden müssten.

10. In der Summe ergibt sich in Westdeutschland daraus ein Personalgesamtbedarf für ein bedarfsdeckendes Angebot in der Kindertagesbetreuung für alle Kinder vor dem Schuleintritt (also U3 und Ü3 zusammen) im Jahr 2025 von rund 164.000 bis 197.000 Personen, der bis zum Jahr 2030 auf eine Größenordnung zwischen etwa 203.000 und 235.000 Personen steigt. Diese Personalanzahl müsste im jeweiligen Zeitraum neu eingestellt werden, um die Mehrbedarfe abzudecken und ausscheidendes Personal zu ersetzen. Zudem kommen bis zum Jahr 2030 noch etwa 13.000 bis 17.000 zusätzlich benötigte Tagespflegepersonen hinzu.

11. Bei Beibehaltung der aktuellen Ausbildungsdynamik und einem gleichbleibenden Übergang in das Berufsfeld der Kindertagesbetreuung in werden bis zum Jahr 2030 mit ca. 231.000 bis 272.000 Neuzugängen gerechnet. Das wären durchschnittlich zwischen etwa 21.000 und 24.700 Personen pro Jahr.

12. Aus dem Ausbildungssystem kommen voraussichtlich bis etwa 2026 weniger Neuzugänge in die Kindertageseinrichtungen als zur Deckung des Personalgesamtbedarfs benötigt werden, sodass die gegenwärtig absehbaren Ausbildungskapazitäten zur Sicherung des Platzbedarfs bei weitem nicht ausreichen werden.

13. Die geplante Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz im Grundschulalter ist nicht Bestandteil der Analyse. Auch wenn diese Ergebnisse noch nicht abschließend vorliegen, ist unübersehbar, dass für diesen Bereich bis zu 670.000 zusätzliche Plätze insgesamt zu schaffen sind und entsprechend auch zur ganztägigen Betreuung der Kinder im Grundschulalter in altersgemischten Kitas, in Horten und beim nichtunterrichtenden Personal an Grundschulen ein weiterer hoher Personalbedarf besteht.

14. Aufgrund des zusätzlichen Platz- und Personalbedarfs ist mit zusätzlichen Betriebskosten in Westdeutschland (ohne potenzielle Einnahmen, etwa durch Elternbeiträge oder durch die Eigenanteile freier Träger) von maximal zwischen rund 6,7 und 8,8 Mrd. Euro pro Jahr zu rechnen.

15. Investitionskosten in Westdeutschland fallen voraussichtlich nur noch bis zum Jahr 2025 an. Diese bewegen sich zwischen etwa 2,3 und 2,8 Mrd. Euro.

16. Damit würden die zusätzlichen Gesamtkosten in Westdeutschland für den weiteren Ausbau bis zum Jahr 2025 kontinuierlich steigen und einen Höchstwert zwischen 7,4 und 10 Mrd. Euro erreichen.

17. In Ostdeutschland wird es kurzfristig höchstens noch zu geringen zusätzlichen Platzbedarfen kommen. Grundsätzlich ist aber eher mit einem Rückgang der Plätze zu rechnen.

18. Für die Kinder unter 3 Jahren werden in Ostdeutschland bis 2025 voraussichtlich nur noch bis zu 20.700 zusätzliche Plätze benötigt.

19. Der Personalmehr/minderbedarf zur Deckung des zusätzlichen Platzbedarfs für unter 3-jährige Kinder in Ostdeutschland wird sich voraussichtlich bis zum Jahr 2025 zwischen einem leichten Minus von 3.600 Personen und einem Mehrbedarf von 5.100 zusätzlichen Personen entwickeln. Bis zum Jahr 2030 würde sich der Personalmehr/minderbedarf zwischen der Spanne eines Rückgangs des Personals um 6.700 Personen bis zu einem sehr geringen Mehrbedarf um 1.500 Personen im Vergleich zu 2019 bewegen.

20. Der Personalersatzbedarf in Ostdeutschland beläuft sich bis zum Jahr 2025 auf ca. 17.600 Personen und erhöht sich bis 2030 voraussichtlich auf etwa 33.000 Personen.

21. Aus dem Personalmehr/minderbedarf und dem Personalersatzbedarf ergibt sich sin Ostdeutschland somit ein Personalgesamtbedarf bis zum Jahr 2025 zwischen 12.800 und 23.200 einzustellenden Personen, der bis zum Jahr 2030 auf zwischen 21.600 und 31.400 Personen steigen würde. Hinzu kämen bis dahin bis zu 200 Tagespflegepersonen.

22. Wenn die Ausbildungszahlen weiterhin stabil bleiben, werden vermutlich pro Jahr in Ostdeutschland durchschnittlich mehr Fachkräfte ausgebildet als im Bereich der Kindertagesbetreuung benötigt werden. Das eröffnet für die ostdeutschen Länder die Möglichkeit, nachhaltige Qualitätsverbesserungen in Gang zu setzen.

23. Die jährlichen Betriebskosten in Ostdeutschland werden sich voraussichtlich zwischen geringfügigen jährlichen Einsparungen von bis zu 21 Mio. Euro (aufgrund sinkender Anzahlen an Tagespflegepersonen) bis zu zusätzlichen Betriebskosten in Höhe von maximal rund 390 Mio. Euro bewegen.

24. Die Investitionskosten in Ostdeutschland belaufen sich voraussichtlich auf bis zu maximal 196 Mio. Euro pro Jahr. Wobei hier die höchsten Investitionskosten im Jahr 2022 und 2023 entstehen würden. Ab 2025 wären keine Investitionen mehr nötig.

25. Die zusätzlichen Gesamtkosten in Ostdeutschland steigen voraussichtlich auf ein Maximum von jährlich 433 Mio. Euro, das im Jahr 2023 erreicht würde. In den Folgejahren liegen sie mit einer Ausnahme jeweils zwischen etwa 370 und 390 Mio. Euro.

Download Vorausberechnung "Plätze.Personal.Finanzen".

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Marion Marx

Stellvertretende Geschäftsführerin
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